Produzenten

Ethan Bensinger

Geprägt von der traumatischen Erfahrung seiner Familie, die in den Jahren vor dem Holocaust aus Deutschland entwurzelt wurde, drehte Ethan Bensinger 2012 seinen ersten Film, Refuge: Stories of the Selfhelp Home.

Refuge erforscht die Erfahrungen, das Durchhaltevermögen und die Widerstandskraft der letzten Generation von Opfern der Nazi-Verfolgung. Diese Bewohner*innen des “Selfhelp Home” teilen eine Geschichte der Trennung von der Familie, des Verlustes und der Wiedergeburt in den USA – eine Geschichte, die der von Ethans Familie ähnelt.

Ethans in Fulda geborene Mutter und sein in Frankfurt geborener Vater sahen sich Mitte der 1930er Jahre gezwungen, Deutschland zu verlassen. Die Erfahrungen seiner Familie als Flüchtlinge, zunächst in Palästina/Israel und dann als neue Einwanderer in den Vereinigten Staaten, veranlassten Ethan Anwalt für Einwanderungsrecht zu werden. Über 25 Jahre war Ethan Geschäftsführer der Chicagoer Niederlassung einer weltweit tätigen Einwanderungsrechtskanzlei. Nach seiner Pensionierung als Anwalt wurde Ethan Filmemacher, um den letzten Augenzeugen des Lebens vor, während und nach dem Holocaust eine Stimme zu geben.

Mit seinem neuesten Film – Der Gerechte aus Fulda – erweitert Ethan den Blickwinkel, indem er anhand einer Kleinstadt, die den meisten anderen deutschen Städten und Dörfern nicht unähnlich ist, untersucht, wie “ein gewöhnlicher Mensch” im Rahmen des Naziregimes reagiert hat. Obwohl Fulda seinen Anteil an Tätern und Zuschauern hatte, nutzt Ethan die Weitergabe von zwei Tischdecken an seine Familie, um die tiefe Freundschaft zwischen seinem Großonkel Hugo und Hugos nicht-jüdischem Freund Paul während der dunkelsten Tage der jüdischen Gemeinde der Stadt zu untersuchen.

Ethan hat sich auch eingehend mit der Geschichte der väterlichen Seite seiner Familie befasst, was in seiner Mitautorschaft des Buches: The Bensingers-A Two Hundred and Fifty Year History of a German-Jewish Family gipfelte. Ethan teilt die Geschichte seiner Familie weiterhin als Sprecher für das Illinois Holocaust Museum and Education Center und mit Jugendlichen in Deutschland.

Anja Listmann

Aufgewachsen in Bad Salzschlirf kam Anja Listmann durch Erzählungen ihrer Großmutter bereits als Kind in Kontakt mit der Jüdischen Geschichte in ihrer Heimatgemeinde.
Ihre Forschungen zur Jüdischen Geschichte in Bad Salzschlirf wurden 2000 unter dem Titel „Beinahe vergessen – Jüdisches Leben in Bad Salzschlirf“ publiziert. In diesem Buch beschreibt sie detailliert die einzelnen Biographien der Familien, die teils aus Deutschland flüchteten, zum Großteil aber ermordet wurden.

Durch ihre Recherchen stellte sie erstmals 1999 Kontakt mit Mitgliedern geflohener Familien her, die zu dem Zeitpunkt keine oder nur geringe Kenntnis über das Schicksal ihrer Lieben hatten. Angetrieben von diesen weißen Flecken in den Familiengeschichten der jüdischen Menschen, intensivierte sie ihre freie Zeit für die Suche nach Informationen. Daraus entstanden über die Jahrzehnte zahlreiche Kontakte zu Überlebenden der ersten und zweiten Generation und ein Stammbaum jüdischer Familien in Fulda, der bis in das 14. Jahrhundert zurückreicht und mehr als 15.000 Namen beinhaltet.

Seit 2011 leitet sie das Projekt „Jüdisches Leben in Fulda“, welches Jugendlichen ermöglicht, sich intensiv mit der jüdischen Geschichte Fuldas und den Schicksalen der verfolgten und ermordeten Bürgerinnen und Bürgern Fuldas auseinander zu setzen. In Exkursionen zur Gedenkstätte Auschwitz führt sie die jungen Menschen an die unbegreiflichen Gräueltaten in der Zeit der Shoa heran und fokussiert dabei Einzelschicksale von Männern, Frauen, Jugendlichen und Kindern aus Fulda.

Als Beauftrage für Jüdisches Leben in Fulda ist Anja Listmann seit 2021 Ansprechpartnerin für alle Fragen rund um das jüdische Erbe der Stadt Fulda sowie Kontaktperson für Nachfahren ehemaliger Fuldaer Familien, die mehr über ihre Vorfahren erfahren möchten.

Teile ihrer Forschungsergebnisse hat Listmann auf der Internetseite www.juden-in-fulda.org veröffentlicht. Diese wird ständig erweitert und kann als fundierte Wissensbasis für all diejenigen, die sich mit der jüdischen Geschichte Fuldas näher beschäftigen möchten, dienen.

Felix Rudolph-von Niebelschütz

Felix Rudolph-von Niebelschütz, geboren 1979, ist Medienpädagoge und Filmemacher. Er wuchs in einem kleinen Allgäuer Städtchen im Süden von Deutschland auf. Ab 2000 studierte er Soziale Arbeit in Fulda und legte seinen Schwerpunkt auf die medienpädagogische Arbeit mit Kindern und Jugendlichen. Die Erstellung von Kurzfilmen mit Schulklassen und Jugendgruppen bildete dabei den Kern seiner Tätigkeit. Parallel zu der pädagogischen Arbeit begann er mit der Produktion von Filmen, wie Dokumentationen über Aktionstage der Gewerkschaftsjugend. Nach dem Studium gründete er im Jahr 2006 gemeinsam mit drei Kolleg*innen die Firma „filmreflex“ und professionalisierte so seine Tätigkeit als Medienpädagoge und Filmemacher. In den folgenden Jahren produzierten sie zahlreiche Imagefilme, Lehrfilme und Dokumentationen. Seine besonderen Arbeitsschwerpunkte liegen im Bereich Bildung und Soziales. Er lebt mit seiner Frau und zwei Kindern in Fulda.